Die Macht der Gewohnheit
Große und kleine Hindernisse stellen sich uns immer wieder in den Weg, manchmal stolpern wir darüber, oder kommen nicht über sie hinweg, sie behindern unser Fortkommen.
Lasst uns heute, am sechsten Tag, einen Blick auf unsere Hindernisse werfen, denen wir beim Umgang mit Gefühlen begegnen. Und lasst und eines davon genauer unter die Lupe nehmen – die Gewohnheit.
Gewohnheiten sind nämlich wahre Meisterinnen darin, sich vor das zu schieben was ist, und uns die Sicht darauf zu verwehren. Z.B. „immer wenn ich mich jemandem ganz nahe fühle, wird es mir zu eng, und ich habe das Bedürfnis, alleine zu sein. Immer wenn ich mich verunsichert fühle, werde ich aggressiv. Immer wenn ich mich beleidigt fühle, schmeiße ich einfach alles hin. …“
Das sich unsere Gewohnheiten so, oder so ähnlich anhören, hat ganz bestimmte Gründe. Lasst uns diese, ein wenig näher kennen lernen. In jeder Familie herrschen offen erklärte und auch ungeschriebene Gesetze. Z.B. „Wut und Ärger und überhaupt frustrierende Gefühle soll man lautstark ungehemmt ausdrücken“, wer in einer solchen Familie aufwächst, gewöhnt sich an Streit und Zank – Wutausbrüche werden zur Gewohnheit. In einer anderen Familie gilt vielleicht genau das Gegenteil: „Wut und Ärger ausdrücken, das gehört sich nicht. Man muss diese Gefühle stets im Griff haben!“ – wer so aufwächst, gewöhnt es sich an, solche Gefühle zu unterdrücken, sich vielleicht sogar zu schämen solche Gefühle zu empfinden.
Natürlich tragen nicht nur Familiennormen zu unseren Gewohnheiten bei. Kultur, Tradition, etc. produzieren auch einige davon. Die Ursachen, das wir diese Gewohnheiten aufrechterhalten? Unwissenheit, Ängste, Bequemlichkeit…
So, nun behindern unsere Gewohnheiten den Umgang mit unseren Gefühlen ganz erheblich. Sie trennen uns von dem, was im Augenblick in uns lebendig ist. Manche von uns haben vielleicht gelernt, Schmerz nicht auszudrücken. Passiert dann mal etwas das uns verletzt, tritt unsere Gewohnheit in Aktion: wir lassen uns nichts anmerken – dadurch verwehren wir uns die Chance auf Trost, Erleichterung und Mitgefühl.
Versuchen wir daher mal, gemeinsam mit unserer erlernten Achtsamkeit, wahrzunehmen, wann wir einfach nur gewohnheitsmäßig handeln. Lasst uns wahrnehmen, welche Gefühle diese Gewohnheiten in uns auslösen! Versuchen wir, dabei einmal ganz anders als gewohnt auf ein Gefühl zu reagieren – wir werden merken, wie hartnäckig Gewohnheiten sein können ; ) aber nicht aufgeben, mit Übung schaffen wir das. Aber auch nicht zu viel Druck machen – kleine Schritte, Humor und Leichtigkeit sind erwünscht!
Übung 6 – Verlangsamung
Halte unmittelbar nach dem Aufwachen das erste Mal inne, nehme Deinen Körper wahr und dann auch Dein Gefühl. Dann nimm wahr wie sich das Gefühl in Deinem Körper zeigt. Ist das Gefühl angenehm, unangenehm oder neutral?
Fasse dann bewusst einen Entschluss, was Du als Nächstes tust (z.B. aufstehen, liegen bleiben…).
Jetzt versuche Deinen Entschluss achtsam durchzuführen (z.B. aufstehen) und richte Deine Aufmerksamkeit auf die einzelnen Teilvorgänge – „wie schlage ich die Decke zurück, wie setze ich einen Fuß auf den Boden…“.
Nach dem z.B. Aufstehen, nimm ganz bewusst Deine Körperhaltung wahr –„wie stehe ich auf dem Boden, was berühre ich mit meinem Körper…“.
Wiederhole die Übung im Verlauf des Tages. Wähle Momente die für diese Übung geeignet sind und mit ausreichend Zeit! Richte die Aufmerksamkeit auf die vielen einzelnen Teilvorgänge die Du machst. Dies bringt eine beträchtliche Verlangsamung mit sich!
Innehalten
Körper wahrnehmen
Gefühl wahrnehmen
Gefühl im Körper wahrnehmen
Bewertung wahrnehmen
Entschluss fassen
Entschluss achtsam durchführen
Körper wahrnehmen
Innehalten
„Das Einmaleins der Achtsamkeit“ (Jessica Walker)
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